Unenufe oder obenabe
Beim Jassen entscheidet dieser Spruch über Gewinn oder Verlust von ein paar Punkten. Beim Prozentrechnen jedoch könnte eine falsche Anwendung von „Unenufe oder obenabe“ fatale Auswirkungen auf das Ergebnis haben.
Von nichtjasser Sikander von Bhicknapahari
Seit einiger Zeit wettert Daniel E. gegen allerlei Rabatt-/Gschänkli-/Bonus-/Kader-Karten-Anbieter. Zu recht oder zu unrecht, kann Daniel E. überhaupt jassen?
Den Kartenträgern soll der Gastgeber bittesehr jeweils einen speziellen, zwischen 10 und 50% betragenden Rabatt gewähren. Dafür könne man mit mehr Kunden rechnen, die diesen Rabatt mehr als wettmachen. Leider vergisst man dabei schnell, dass wohl auch bereits vorhandene Kunden von diesem Rabatt profitieren werden. Seit kurzem setzt nun auch eine der drei Grossbanken die Rabattkarte als Marketingmittel ein. Bei unserer inzwischen auf 3 solcher Banken geschrumpften Konzentration besteht wohl eine 1:4 Möglichkeit, heute schon Gäste mit einem solchen CreditSuisse-Konto zu bewirten, denn es ist anzunehmen, dass ein ordentlicher Teil der Kunden ordentlich spart und anlegt, wo kämen wir denn hin wenn das Geld für salzige Abos oder ebensolche Aktien ausgegeben würde? Also besteht für den Restaurateur die Chance (oder besser das Risiko?), heute schon einen ansehnlichen Prozentsatz von Gästen zu bewirten, die genau in diesen Schnäpplikarten-Raster der CS-Marketingverwantwortlichen oder Kaderkarten-Vertreiber etc. passen.
Nehmen wir an, die Gschänklikarte zwingt Sie als Gastgeber, Ihrem Kunden 10% Rabatt zu gewähren, uf guet tüütsch 10% obenabe, und das nicht nur während einer beschränkten Aktionszeit, sondern tagtäglich, Woche für Woche, würden dann 10% Mehrumsatz reichen, um den Gewinn-Ausfall zu kompensieren (10% unenufe)??
Als Beispiel hier ein Zahlenspiel aufgrund der Presse-Präsentation dieser Idee im Bahnhofbuffet Zürich: Ausgehend von einem Average Check von Fr. 80.-, solle man sich als Gastgeber freuen, dem betuchten Gast darauf 10% zu gewähren.....
Nur: Der Gmüesler oder der Bäcker wird daraufhin nicht 10% billiger liefern. Am Warenaufwand in absoluten Zahlen wird sich also nichts ändern.
Beim je nach Betrieb und Entlöhnungsart mehr oder weniger hohen variablen Personalanteil wird’s spannend. Jene Betriebe, die die 10% Sonderrabatt wie eine Kreditkartenkommission behandeln, werden dem umsatzentlöhnten Mitarbeiter für seine Leistung gleich viel bezahlen wie zuvor, denn schliesslich soll der Rabattgast genauso freundlich bedient werden wie der nebenan sitzende Vollzahler. Aber wie sieht es z.B. beim Küchenchef mit der guten Rendite und der darauf basierenden Bonuszahlung aus? Erhält er nun wegen diesem Rabatt und dem je nach Buchungsart erhöhten Warenaufwand weniger Bonus wo er doch genauso haushälterisch mit den Rohprodukten wie vorher umgeht? Betriebe, die das variable Einkommen der Service- oder Küchen-Mitarbeiter auch um 10% schmälern, erweisen der Konjunktur einen Bärendienst .... Das Salärkonto solcher Mitarbeiter kommt wohl je länger je weniger in den Genuss einer solchen Schnäppchenkarte.
Wie könnte also die Rechnung im Detail aussehen?
bisher nachher
Umsatz 80 72
Warenaufwand 24 24
Variabler Personalanteil 8 8
Deckungsbeitrag 48 40
in % 60,0% 56%
Differenz Deckungsbeitrag minus 4%
Frage: Wieviel Mehrumsatz muss in obengenannter Musterrechnung getätigt werden, damit sich dieser Einsatz (inklusive administrativem Aufwand wie Pressekonferenz, Personalschulung und PR Berater...) lohnt? 5%? 10%? 20%? Mehr als 20%?
Letzteres dürfte zutreffen. Lösung:
Pro 10 bisher vollzahlenden GuestChecks, die zukünftig mit Rabatt konsumieren
Bisher ohne Karte Neu mit Karte
Umsatz 800 720
Warenaufwand 240 240
Variabler Personalanteil 80 80
Deckungsbeitrag 480 400