2002 S+P 4

 

Ein Leserbrief der besonderen Art

Eines Tages ins Auto gestiegen und eine Lippenstift-Schrift quer über die Frontscheibe vorgefunden. Zumeist tragen Frauen Lippenstift mit sich herum. Hat eine Frau aus eigener Veranlassung, oder auf Bitten eines Mannes hin, zu diesem Fettstift gegriffen? Schreiben mit Lippenstift sind entweder liebevolle Mitteilungen, oder es handelt sich um ein zorniges Ausrufen. Wie auch immer, die Schreiberin befindet sich in einem Zustand höchster Erregung.

Etwa an jener Stelle, wo Autoverkäufer mit weisser Farbe den Preis hinpinseln, hinterliess die Schreibende ihre Botschaft. Grösser und breiter konnte sie nicht schreiben, weiter links kam ihr der Scheibenwischer in die Quere. Die Dame hat sich weit über die Motorhaube gebeugt, mit Grossbuchstaben die Mitteilung hinterlassen und der nicht vorhandene Autofahrer verpasste einen tiefen Einblick ins Decoltée. In einem mit Innen-Video überwachten Auto könnte um einmal Replay-Taste drücken gebeten werden.

Womit haben wir nur einen solchen Leserbrief verdient? IDIOT steht auf der Fahrerseite. Wer auch immer die Botschaft hinterliess, hat nicht ganz fertig gedacht. Wenn schon Idiot, dann bitte das nächste Mal seitenverkehrt hinschreiben. Einfach damit der Idiot das auch im Auto sitzend lesen kann.

 

Warum denn nur?

Ist Idiot die Antwort auf den Aufruf, es mögen sich möglichst viele Frauen als Referentinnen bei Stefan melden? Oder war Mag. FH Isabella Benda, Chefredaktorin des Cigar Österreich, zu Besuch. Echauffiert sie sich weil nun bekannt ist, wer Unterlagen aus unserem Büro in ihres schickt? Regt sie sich auf weil nun öffentlich ist, unter welchem Druck sie verzweifelt Texte sucht. In der Not einfach nimmt was kommt, auch wenn's heikel werden könnte? Wohl kaum, Isabella Benda hätte Danke geschrieben. Ihr ist ein Stein vom Herzen gefallen. Seit alles klar ist, muss sie in ihrer neuesten Ausgabe den Überbringer nicht mehr hinter einem Pseudonym verstecken.

Ein Copyright Problem?

Vielleicht suchen wir am falschen Ort. Vielleicht liess sich die Besucherin eines nicht ganz so wie geplant abgelaufenen Anlasses zu diesem Leserbrief hinreissen. Im März jährte sich Daniel E.'s Todestag. Der ideale Tag, um für Fr. 60.- Eintritt seine Texte vorzulesen und ein Cordonbleu mit Nüdeli zu servieren?

Daniel E. war kein Kostverächter, in seiner Lendengegend war eine spezielle Art Wünschelrute. Diese führte ihn zu den Freuden des Lebens. Egal ob in Frauenfeld oder Fribourg, ob im Phoenix, in Argentinien oder Zürich, für Beschäftigung war jeweils gesorgt. Auch der Himmel über dem Schloss Laufen hat sich verändert. Die sonst eher barock gebauten Engel haben begonnen, im Fitnesscenter knackige Ärsche zu formen. Was, wenn alle seine Liebhaber nun weltweit zu Danksagungen, Gedenktagen und Lesungen aufrufen? Die Erben von Daniel E. fanden das keine gute Idee. Der Vertreter der Erbengemeinschaft hatte sich der urheberrechtlichen Fragen angenommen und ein Full-Stopp herausgegeben. Sowohl der Anwalt der Erben wie auch das Stadtblatt Winterthur liessen schriftlich verlauten, Daniel E.‘s Texte dürften vorerst nirgendwo vorgetragen werden. Auch das Salz&Pfefferland hielt sich daran.

Hirnteil weggeblasen

Ein Ventilator muss Frank Baumann einen Teil des Hirns weggeblasen haben. Jenen Hirnlappen, der ihm erlaubt hätte klar zu denken. Festzustellen, dass er hier in eine Geschichte hineinmanipuliert wurde. Frank Baumann brach zu einem solchen Anlass auf. Vor versammelter Zuhörerschaft sprach er über ein Currygericht, das Urheber des Vortragsverbots sei. Eingelullt vom mehr oder weniger glaubwürdigen Schmerz eines Ex glaubten auch Damen in jener Gesellschaft die Mär vom bösen Salz&Pfefferland. War vielleicht aus dieser Truppe eine Dame losgezogen, um Idiot auf die Frontscheibe zu schreiben? Knackige Ärsche hin oder her, dem Daniel hätte der Blick vom Fahrersitz ins Decoltée gefallen.

Karin Oehmigen war's nicht

Die einzige Dame die im Kontakt mit dem Salz&Pfefferland kürzlich fast das Telefon eingehängt hatte, heisst Karin Oehmigen. Aber deswegen wird sie nicht gleich mit dem Lippenstift ein Auto heimsuchen. Sie hat ihren Ärger eins zu eins per Telefon und Mail mitgeteilt. Weshalb sich Karin Oehmigen aufgeregt hatte, stand in der Rubrik Ping-Pong des letzten Salz&Pfeffer. Die Feststellung, in ihrem Artikel betreffend den neuen Kochheftlis habe sie wohl aus Marketing&Kommunikation etwas zitiert, aber eben nicht fertig abgeschrieben oder gedacht, hat sie zutiefst getroffen. Entschuldigung, war nicht so gemeint. Nicht geschrieben haben wir bisher die Empfehlung, den Artikel von Karin Oehmigen nicht zu zitieren. Sie glaubt nämlich, Marmite werde vom Milchverband herausgegeben.

Am Sonntag bitte etwas neues

Solch blank liegende Nerven und andere Kleinigkeiten deuten darauf hin, dass das Sonntagszeitungs-Business eine Spur härter geworden ist. Mit der NZZ am Sonntag kämpft eine neue Konkurrentin um die Gunst im Sonntagsbett.

Was könnte die Sonntags-Zeitung der Tamedia denn neues bringen, um die Leser bei Laune zu halten? Eine Rubrik zum Thema Cigarren. Ein Thema, das auch im Salz&Pfefferland auf Interesse stösst. Jedoch nicht lange, schon nach wenigen Zeilen war das grosse Gähnen angesagt. Einer der ersten Sätze in deren neuen Cigarren-Kolumne lautete «Zum ersten Mal Zigarre rauchen. Hmmm, daran kann ich mich noch gut erinnern, auch wenn es schon Jahre her ist.».

Die Lesenden unseres Schwestermagazins Cigar überkam die totale Langeweile. Zur Recht. Im Herbst letzten Jahres stand bei uns «Zum ersten Mal Zigarre rauchen. Hmmm, daran kann ich mich noch gut erinnern, auch wenn schon einige Jahre her.».

Einmal kopieren ist Plagiat, mehrmals ist Sampling sprachen die Hifi Rockers...

Pseudo-Schlagzeilen

Im Kampf um den Sonntags-Markt übte sich die Sonntags-Zeitung bereits am 10. März im Verbreiten von heisser Luft. Fette Schlagzeilen zum Thema McDonalds. Unter anderem «Aroma Zusammenarbeit mit Coop-Tankstellen war ein Flop». Einige Zeilen weiter stand, bei der Zusammenarbeit mit Coop handle es sich um eine Pilot-Phase. Kann eine Pilot-Phase floppen? Wohl kaum. Eine Pilot-Phase ist dazu da, die Erfolgsaussichten in einem Markt zu testen. Erst danach wird entschieden, ob das Projekt wirklich gestartet werden soll und erst dann kann es auch floppen. In hellseherischer Manier hat die Sonntags-Zeitung hier bereits in die Zukunft geschaut. Hellsehen gehört mit zum Können in den Redaktionen der Tamedia. Monique Rijks versuchte es in Sachen Gastronomie bereits letztes Jahr.

Mit dem Thema Markengastronomie scheint die Sonntags-Zeitung in Sachen Inhalt keine glückliche Hand zu haben. Mal verwendet sie eine nicht stattgefundene Aussage von Bruno Schöpfer als Fotolegende, und nun weiss im Artikel über McDonalds Andrea Fiedler nicht, wozu Pilot-Phasen gut sind.

Wenn das so weiter geht, ist die Glaubwürdigkeit des Tamedia Produktes etwa gleich hoch wie dasjenige eines Rezeptheftes. Jenes wurde von Peter Wanner, dem Eigentümer des AZ-Verlages, vorgestellt. Der Limmat-Berlusconi gestand jedoch gleich zu Beginn, dass er nicht kochen könne. So war die Glaubwürdigkeit wieder im Lot und er delegierte an eine Frau, die mehr davon verstehen sollte. Deren Glaubwürdigkeit blieb bis zum Thema Risottokochen erhalten.

Kein Vertrauen in Tele-M1 Zuschauer

Kein grosses Vertrauen schenkt Annemarie Wildeisen den Kochkünsten ihrer Fernsehzuschauer. Anlässlich der Präsentation ihrer ersten Kochfilme schauten sich die Salz&Pfeffer Cuisiniers Jan Twietmeyer und Andy Meyer verständnislos an. Frau Wildeisens Art Risotto zu kochen führte zu kollektivem Kopfschütteln. Auf die spätere Bemerkung hin, das mit dem Risotto sei nicht so super meinte Frau Wildeisen, zu Hause würde sie natürlich anders kochen... Den Tele-M1 Zuschauern wird offensichtlich nur einfach Kost zugemutet. Etwas jedoch muss man ihr oder dem Team der Hotelfachschule Belvoirpark jedoch lassen: Die Ricotta-Küchlein waren die Reise nach Zürich wert. Das wurde Frau Wildeisen ganz persönlich mitgeteilt. Sie hatte also keinen Grund, die Autoscheibe zu verzieren.

Ljuba Manz-Lurje war's nicht

Sie liess ihren Ärger brieflich mitteilen. Was die Präsidentin des Verwaltungsrates der Manz Privacy Hotels der Edition Salz&Pfeffer mitzuteilen hatte, finden Sie in im Ping-Pong. «Die Hypothese träumt, die Nachforschung lebt» schreibt Frau Manz. Das Salz&Pfefferland möchte dies mit einem Spruch von Goethe beantworten: «Hypothesen sind Wiegenlieder, womit der Lehrer seine Schüler einlullt». Von Frau Manz eingelullt schrieb die Direktionsassistentin Enrica Picciati, dass sie die Fassade des Euler in Basel nicht vor uns verstecken wolle.

Verschlafen?

Die Hypothese träumt, die Nachforschung lebt. Lassen wir Frau Manz träumen und forschen wir nach. Willkommen in der Lobby ..... So beginnt das Editorial im Herbst/Winter 2001 Lobby-Magazin der Manz Privacy Hotes. In jenem Editorial täumt Ljuba Manz-Lurje: «Das Hotel Euler in Basel strahlt zum Anlass des 135-jährigen Bestehens in neuem Glanz.» Traum oder Wirklichkeit? Wie das Hotel Euler strahlt, überprüften wir mit einer Digital-Kamera am 18. März um 15.54 Uhr. Wir fotografierten die Fassade die sich nicht vor uns zu verstecken braucht.

Wohl vorsorglich schreiben die Manz Privacy Hotels auf der WWW Hotel Euler Site: «This does not mean, however, that the hotel appears even remotely stuffy and antiquated. Although its guests may feel that time has stood still at the Euler, giving it the homely appeal of a place where things seem to happen with more thought and care than in our fast living days. »

Aha, der aussenstehende glaubt zu Unrecht, dass dort in Sachen Glanz die Zeit stillgestanden sei. Bei der Fassade handelt es sich also um Understatement. Die Umwelt könnte Frau Manz um ihren Erfolg als Hotelière beneiden. Deshalb lässt sie das Euler in einem nicht für alle ersichtlichen Glanz strahlen. Sorgfältigst, als ginge es um die Restauration der Sextinischen Kapelle, wurde an einigen Stellen der Verputz abgekratzt. Auch bei den blauen Storen wurde darauf geachtet, dass sie den Besucher nicht mit neuem Glanz blenden. Rein zufällig hängt auf dem nicht ganz aktuellen Werbefoto der Rolladen im dritten Fenster von links im ersten Stock wie ein schweres Augenlid. Und rein zufällig hängt der gleiche Rollanden am 18. März 2002 mit ähnlich schwerem Augenlid.

Forschen wir zu forsch? Sollten wir vor dem Fotografieren nicht das Lobby-Magazin genauer gelesen. Dort findet sich einige Seiten später ein Widerspruch zum Editorial. Nur noch von umfangreichen Renovationen im Hotel Euler ist die Rede. Blättert man noch weiter, sind es nur noch sinnvolle und exklusive Renovationen in Suiten und Junior Suiten.

Nur 14% Glanz?

64 Zimmer, davon 9 Suiten, biete das Hotel dem Gast ist zu lesen. Obwohl fünf Sterne das Logo des Hotel Euler zieren, in der Liste des Schweizerischen Hoteliervereins fand sich kein Eintrag anhand dessen diese Zahl überprüft werden konnte. Eine Reservation hilft auch nicht weiter. Auf der Reservations-Site wird mitgeteilt, das Hotel sei 1999 renoviert worden. Wem soll nun Glauben geschenkt werden? Strahlt nun das Hotel seit 2001, strahlt es im Hotel oder strahlt es in den Suiten? Das nächste Mal nehmen wir einen Geigerzähler.

Vor vielen Jahren führte eine Medienmitteilung von Frau Manz zu einer Beschäftigungstherapie für Juristen. Lehnen wir uns zurück, ziehen wir die Sonnenbrille an und lassen wir uns vom Glanz blenden. Lassen wir dieses mal ein Bild sprechen.