2002 Konkurse, eine Chance von 14 zu 100

Eine Chance von 14 zu 1000

Bei 27 zu 1000 liegt die Chance, die richtige Zahl im Roulette zu treffen, halb so gross ist sie, mit einem Betrieb zu stranden.

von Sikander von Bhicknapahari

Seit Anfang Februar liegt die detaillierte Statistik der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) für das Jahr 2000 (in Worten: Zweitausend) auf dem Tisch. Kurz vorher veröffentlichte die Creditreform die Statistik über Betriebsgründungen, -Löschungen und -Konkurse für das Jahr 2001. Diese Statistiken verwenden den Begrifft Gastgewerbe. Wir übernehmen hier diese Terminologie, mit gemeint sind aber auch Gastronomen, Hoteliers, Baristi und andere mehr.

Lässt sich anhand der "aktuellen" SGH Zahlen des Jahres 2000 erklären, weshalb sich z.B. die Konkurse im Jahre 2001 so entwickelt haben wie sie nun mal sind?

Gesamtschweizerisch führt in den Statistiken der Creditreform das Gastgewerbe die Branchenrangliste an. 424 Betriebe fielen in Konkurs. Zwar 23 weniger als im Vorjahr, aber immer noch mit grossem Abstand vor der zweitplazierten Branche, dem Immobilienbereich mit 208 Insolvenzen, die Nummer eins. Stark zugenommen, von 158 auf 184, haben auf dem dritten Platz die Informatikunternehmen und von 157 auf 183 die Unternehmen in der Sparte Nahrungsmittel, Getränke und Tabak.

Die Insolvenzquote im Gastgewerbe sank von 16.5 Promille in 1999 auf 14.8 und liegt im Jahr 2001 nun bei 14.1 Promille. Das heisst, 14 von 1000 Betrieben mussten letztes Jahr die Bilanz deponieren. Kein Wunder sind bei solchen Zahlen die Kreditgeber weiterhin sehr zurückhaltend mit der Vergabe von neuen Krediten. Trotzdem weist das Jahr 2001 ein Nettowachstum von 680 Gastgewerbe-Betrieben aus. Rund 2700 Betriebe wurden im Handelsregister neu eingetragen und 2000 Betriebe gelöscht.

Nicht allen Regionen der Schweiz konnten eine Verbesserung der Konkurs-Quote aufweisen. In Bern stiegen gemäss Creditreform die Anzahl Konkurse im Gastgewerbe von 35 auf 47, die Zunahme fiel vollständig auf die Sparte Motel/Hotel. Bern ist bei den Gastgewerbe-Betrieben mit 47 Konkursen zusammen mit der Waadt nun Schlusslicht der Statistik.

Gesamtschweizerisch verbesserte sich die Zahl der Konkurse über alle Branchen hinweg um 6 Prozent. In Zürich jedoch, verschlechterte sich der Wert um 16.6 Prozent. Ein kleines Bisschen trug das Gastgewerbe mit 9 Betrieben mehr als im Vorjahr bei, Spitzenreiter mit einer Zunahme von 22 Betrieben ist die Sparte Informatik.

Wo finden sich in den SGH Zahlen des Jahres 2000 die Vorboten für diese Konkurswerte? Die SGH ermittelt für ihre Statistik unter anderem den Liquiditätsgrad 3, auch Current Ratio genannt. Bei dieser Kennzahl werden Geld, Forderungen und Warenlager den kurzfristigen Schulden gegenüber gestellt. Ideal wäre bereits beim Liquiditätsgrad 2, das heisst Geld und Forderungen im Verhältnis zu den kurzfristigen Schulden, mindestens 100 Prozent. Der Liquiditätsgrad 3 muss also je nach Höhe des Warenlagers noch höher liegen.

Durchschnittlich weisen die von der SGH erfassten Betriebe einen Current Ratio von 0.9 aus, Betriebe über 200 Betten einen Wert von 1.2, die kleineren Betriebe einen Wert von zwischen 0.6 und 0.9.

Schlusslicht bei der regionalen Betrachtung der Liquiditätswerte ist mit 0.5 das Wallis. Mit einem Wert von je 0.7 folgen auf dem zweithintersten Platz die West- und die Zentralschweiz. Bern weist ohne die Stadt einen Wert von 1.0, die fünf grössten Schweizer Städte einen Wert von 1.7 aus.

Wird das Wallis in nächster Zeit bei der Creditreform speziell auffallen? Im Kanton Schwyz haben sich die Konkurse im Gastgewerbe letztes Jahr verdreifacht, eine Bestätigung der SGH Werte.

Liquidität ist die Luft, Gewinn die Nahrung eines Unternehmens.

Betriebe mit Liquiditätskennzahlen wie sie von der SGH im Wallis, der Zentral- und der Westschweiz ermittelt wurden, dürften die meiste Zeit mit der Beruhigung von Lieferanten und dem optimalen Einsetzen der kaum verfügbaren Geldressourcen beschäftigt sein. Keine guten Voraussetzungen, um den Gästen mit einem strahlenden Lächeln entgegenzutreten.

Die Gewinnmarge wird im Wallis von der SGH mit 1.2 Prozent (Gesamtschweiz 6.7 Prozent), in der Zentralschweiz mit 2.6 Prozent ausgewiesen. Kein Wert der auf eine rasche Verbesserung der Zustände hinweist.

Wie halten sich die Walliser Betriebe über Wasser? Sind die Lieferanten im Wallis in Sachen Zahlungsfrist einräumen grosszügiger oder einfach froh, dass sie überhaupt liefern können, auch wenn die Zahlung um einiges verspätet eingehen? Auf jeden Fall sind die Zahlen Hinweis darauf, wie viele Betriebe aus dem laufenden Umsatz alte Rechnungen bezahlen und nie einen Schlussstrich ziehen, weil für die neueren Rechnungen keine Mittel mehr verfügbar sind?

Vielleicht besuchen einige dann und wann ein Kasino....