2002 Tabasco 4

 

Ein letztes mal Staudenmann?

Schön wär's, aber leider wohl kaum möglich. Es sei denn sein letzter Geschäftsbericht kommt sauber daher und es kriechen keine Altlasten aus den Ritzen seines Stuhles hervor. Was auch immer noch kommen mag, schön zu wissen, dass der Ex-Wirtepräsident Salz&Technik liest. Kaum war die letzte Nummer draussen, wurde in seinem Hause gehandelt.

In der letzten Nummer las Peter der Ex über das Kopierverhalten in seinem Betrieb. Das darf man nicht, also nichts wie weg mit der verräterischen Spur. Aber so einfach ist es nicht, im Compi eine Spur zu löschen. Jene die zeigte, wie sich sein Internet-Projekt mit fremden Federn schmückt. Lieber Herr gapag-Verwaltungsratspräsident Staudenmann, in ihrer Firma wird weiterhin mit fremden Federn gearbeitet.

Das Problem mit Word-Dokumenten, die ihre Spuren hinterlassen, war wenige Tage nach unseren Zeilen auch der NZZ eine Abhandlung wert. Wie löst der VR-Präsi sein Kopier-Problem? Nicht indem ein auf eigenem Mist gewachsenes Dokument erstellt wird und als Ersatz ins Internet gestellt wird. Nein, dafür war keine Zeit vorhanden, schliesslich war er bis Ende Mai mit der Planung seiner Nachfolge beschäftigt. Aktuell steht in der Stellenbeschreibung von der letztes Mal die Rede war statt der wirklichen Urheberin - das Dokument stammte von der Restorama - nun der Name von Staudenmanns Mitarbeiterin drin. Aber, aber, für wie doof hält er denn seine Kunden? Schaut er in den Spiegel und denkt, er selbst würde eine solche Manipulation nicht bemerken und deshalb die anderen auch nicht?

Nicht versierte Compi-User müssen für das Abrufen solcher Dokumente weiterhin bezahlen. Gratis wäre auch möglich. Bitten sie einen Krack um einen Hack. Weshalb denn einer Firma einen Obulus entrichten, wo sie doch ihre Unterlagen auch gratis beschafft?

Entschuldigung bei den Frauen ist angesagt

Sie heissen Josef, Klaus, Rodolphe, Ernst, Willy, Tobias, Claudio, Charles-Edmond und Werner. Alles Männer. Es ist Mitte Mai und einer der grössten Verbände bringt es fertig, eine vollständige Männerrunde zur Wahl des Vorstandes antreten zu lassen. Eine stille Wahl. Vierzehn Tage vor der Wahl ist nichts von Wahlfieber zu verspüren. Einzig die Frage, ob Rodolphe wirklich noch drei Jahre als Vize-Präsident gehalten werden soll, beschäftigt aus Mitleidsgründen.

Was für ein Wahlkampf. Ein Niveau bei dem sogar Nella einen Beitrag leisten könnte. Will sie eine CD auf dem Markt bekannt machen oder aus einem anderen Grund ins Rampenlicht, ist sie gleich in aller Munde. Egal ob sie dafür ihr Rheuma outet oder sich peinlichst in den Abstimmungskampf in Sachen Fristenregelung einmischt, wenigstens ist sie präsent. Fragt sich allerdings, wie sie ohne Sex zur Abtreibung schreiten musste, Nella Maria? Oder gab's noch einen anderen Mann als Hens in ihrem Leben? Ob lesbisch, mit jugendlichem Musiker, mit oder ohne Sex. Nella weiss, dass klappern zum Handwerk gehört. Nicht so die Mannen im Wirteverband. Ausser einigen Auftritten bei kantonalen Generalversammlungen passiert nichts. Also, sprecht über Euer Hüftgelenk, outet Euren Viagra-Verbrauch, zeigt Eure Mätressen, seid doch nicht so fad. Zeigt dass es sich bei Euch nicht um gleichgeschaltete Zombies handelt. Zeigt doch einfach wer da gewählt werden soll. Und entschuldigt Euch bei den Frauen.

Die Gilde ist moderner

Die Gilde hat inzwischen auch einen neuen Obmann gewählt. In dieser kleinen Gruppe wurde vor der Wahl eifrig diskutiert und nun schlussendlich René Maeder gewählt. Demokratisch eine moderne Lösung gesucht und gefunden. Freuen wir uns, dass diese Gruppierung trotz gleicher Adresse wie GastroSuisse, wahlmässig nicht in deren Fahrwasser geriet.

Nicht die Bohne

Werbung kostet. Henry Ford rätselte darüber, welche 50 Prozent der Werbung er vergebens ausgibt. Noch schöner wäre, andere für die eigene Werbung bezahlen zu lassen. Illycafé versuchts.

Inserate werden mittels eines Printmediums zu den Lesern transportiert. Also könnte doch ein Kafi-Heftli produziert werden in dem andere inserieren. Es werden sich doch einige StrohBohnen-Tumme finden, die in einem Kaffeemagazin inserieren, das von der Konkurrenz herausgegeben wird. Und weil dank einem Magazin viel Geld das Konto der Illycafé mehrt, wären die eigenen Inserate und Artikel franko Gratis. Ja so könnte es sein.

Der Cafétier war bis vor kurzem jene Zeitschrift, die sich seit Urzeiten diesem Segment widmete. Je liberaler jedoch die Gesetze wurden, desto mehr schenkten Caféterias Alkohol aus. Je häufiger ein Snack bereits als Verpflegung reichte, desto mehr verwischte die Grenze zwischen Restaurant, Cafeteria, Bar und Take-Away. Die Zielgruppe Cafétier löste sich sukzessive auf, verschwand zusehends im Nichts. Wie das Schüümli auf einem abgestandenen Expresso.

Der Verlag der Hotel-Revue pachtete vor einigen Jahren den Cafétier um irgendwann festzustellen, dass sich Verleger sein in diesem Segment Verleger nicht mehr auszahlt. Eine elegante Lösung wurde gefunden, eine Lösung bei der weder der Cafétier-Verband noch die Hotel-Revue das Gesicht verlieren. Statt ein Magazin zu produzieren und in die satten Briefkästen der Gratis-Leser zu stopfen, wird nun dann und wann ein Bund der Hotel-Revue speziell für die Cafétiers produziert.

Kaffee-Verkäufer sind die besseren Verleger

Vielleicht glauben die Kaffee-Verkäufer, die Hotel-Revue verfüge nicht über genügend Verlagswissen. Deshalb versucht sich eine Kaffee-Verkäuferin als Herausgeberin eines neuen Kaffeemagazis. Nicht allzuregelmässig, das könnte mit Arbeit und Unternehmerrisiko verbunden sein, zwei mal jährlich sollte reichen. Zwei mal im Jahr hoffen, dass die Konkurrenz und andere ein Kaffee-Blättli sponsoren möchten.

Wie würden wohl unsere Inserenten reagieren, falls das Salz&Pfefferland Kaffeeverkauf ins Programm aufnähme? Wie würden die Inserenten der Hotel-Revue reagieren, wenn bei der Hotel-Revue Kaffee bestellt werden könnte? Sie würden in ihren Mediaplänen den Namen der neuen Konkurrenz streichen.

Unternehmerisch handelnde Verlage werden gleich denken, einfach umgekehrt. Weshalb soll der Mutter einer Konkurrentin mittels redaktionellem Einsatz geholfen werden? Eine teure Zeit bricht bei Illycafé an. Wer wird in Zukunft über Illycafé schreiben? Jede Neuerung, jedes neue Böhnchen, alles was im Zusammenhang mit dieser Kaffeemarke steht, egal ob in einem von ihnen belieferten Gastronomie-Betrieb oder bei der Produzentin selbst, wird in den Medien totgeschwiegen. Sobald deren Marke ausserhalb ihrer Hauspostille präsent sein möchte, muss bezahlt werden.

Werden die Kaffeemaschinen-Hersteller regelmässig inserieren? Die Hersteller wünschten sich lieber, dass die Kaffeebohnen-Vertreiber ihnen etwas bezahlten. Zum Beispiel dafür, dass die Hersteller dann die richtige Marke als ideale Bohne zur Maschine anpreisen. Schliesslich verkauft sich die Maschine nur einmal, die Bohne danach jedoch jahrelang. Oder wird die Kaffee-Verkäuferin die Maschinenhersteller zu einem Inserat bewegen, weil sie ihren Kunden die richtige Kaffeemaschine empfiehlt? Keine Vertrauensbasis aufgrund derer man zusammen ins Bett geht. Werden die Maschinen-Verkäufer unter solchen Voraussetzungen ihr Geld zum Bohnenhändler bringen, wo sie doch lieber seines hätten.

Partner ohne Stallgeruch

Flash Media GmbH heisst die Mitherausgeberin. Kennen Sie Flash Media GmbH als Teil der Gastronomie-Branche. Waren Sie schon einmal mit einem Vertreter der Flash Media an der IGEHO um über Kaffeemaschinen oder über Kaffeebohnen zu philosophieren? Wohl kaum. Die Illycafé holt sich eine Partnerin, die einfach Heftlis produziert. Irgendein Verlag, der produziert was gerade verlangt wird, keine Partnerin mit Stallgeruch.

Die Redaktion liegt bei Karl-Heinz Nuber. Falls der Kaffeeumsatz in Ihrem Hause hoch genug und das Portemonnaie somit dick und schwer ist, dürfte Ihnen sein Name bei einem Artikel über schöne Uhren begegnen. Beneidenswert. In unserer Branche können sich nicht alle eine Uhr leisten, deren Preis etwa im Bereich einer Kaffeemaschine liegt. Uns wäre deshalb sympathischer, wir würden seinem Namen regelmässig in der Hotel-Revue oder einer anderen Fachzeitschrift unserer Branche begegnen. Salz&Technik fällt ausser Betracht. Einer unserer Hausfotografen hat gute Gründe ihn nicht zu mögen.

Egal ob nun LifeStyle Magazin, Computerheftli oder ein Beitrag zum Thema Uhren, die Partner des neuen Kaffee-Heftlis scheinen multifunktional. Oder verwechseln wir hier vielseitig mit Fahnen im Wind?

Die Partner der Gastronomie überlegen sich, ob sie dem Redaktor mit den schönen Uhren und Lacoste-Leibchen mittels ihrem Engagement Reisen zu den Kaffeebraunen Sonnenplätzen dieser Erde finanzieren wollen. Wir sind gespannt, wer in unserer Branche der Ansicht ist, es sei noch ein weiteres Heftli nötig. 10'000 Auflage soll es haben. Publikationen die nur zwei Mal jährlich erscheinen, werden nicht beglaubigt.

Verbandsnachrichten im Tausender-Pack

Vielleicht möchten die Macher in dieses neue Heft noch ein Verbands-Heftli integrieren. So würde nach alter Sitte den Inserenten ein besonderer Nutzen verkauft. Wäre ein Verband daran interessiert dort dabei zu sein? Ist es überhaupt interessant, wegen ein paar Verbandsmitgliedern die Verbandsnews in tausendenfacher Auflage drucken zu lassen? Wären da nicht zeitgemässere Varianten möglich? Und wie abhängig dürfte eine solche Verbandspostille denn sein? Das wären Fragen die sich eine Verbandsleitung stellen müsste.

Nicht nur im Kaffee-Bereich, auch in anderen Bereichen machen sich Verbände Gedanken über ihre Medienauftritte. Die meisten sind in irgendwelchen Publikationen eingebettet. Verteilen 10- und nochmehrtausendfach ihre Verbandsnews. Dabei zählen die meisten Verbände gerade einmal einige hundert Mitglieder.

Die Mitglieder eines Verbandes in der Gastronomiewelt haben sich dazu Gedanken gemacht. Im deren Protokoll steht:

"Kündet den Vertrag mit .... (Name der Redaktion bekannt). Das Heft ist ein Ärgernis, voll mit Publireportagen, gekauften Beiträgen, tendenziösen Berichten, völlig willkürlichen, teilweise gar dummen Kommentaren & ohne jeglichen Wert für die Entwicklung & die Zukunft der Brache. Dieses Heft widerspiegelt den Zustand der Branche: alles ist recht, hauptsache gesponsert, bequem & altbekannt: ungefähr wie die Knorr Fleischbouillon aus dem 50kg-Kessel.

Druck ihn in der Hotel Revue, in Salz&Technik, in Food Service (Deutschland), im Hotelier, oder sonstwo, wo eine unabhängige, journalistisch aufgebaute Redaktion für den kritischen Blick sorgt und die Nase im Wind behält."

Danke für das Lob. Wer wirklich einen moderneren Auftritt als die seit Jahrzehnten geübte Praxis wünscht, wähle einfach 052 224 01 36, Romeo Brodmanns direkte Nummer. Der hat Ideen und Konzepte zum Thema Verbandspublikationen. Wer lieber eine Frauenstimme hört, wählt 052 224 01 35 und ist direkt mit Ruth Baumann verbunden. Sie steht Romeo in nichts nach.

Gewerkschaften balgen um den Millionentopf der Arbeitnehmer

Jeder dem L-GAV unterstelle Betrieb hat jährlich Fr. 30.– zu bezahlen. Bei über 20'000 Betrieben läppert sich was zusammen.

Alle dem L-GAV unterstellten vollbeschäftigten Mitarbeiter haben sich jährlich Fr. 42.– vom Lohn abziehen zu lassen, Teilzeiter Fr. 21.-. Bei über 200'000 mal vom Lohn abziehen, läppert sich was zusammen.

Mit diesen Milliönchen wird die Einhaltung des L-GAV überwacht. Klar dass sich einige gerne einen Posten, einen Auftrag oder sonst einen Grund für einen kleinen Teil dieses Betrages wünschen. Früher war auf Gewerkschafts-Seite die Union-Helvetia die alleinige Vertreterin. Immer heftiger drängen jedoch weitere Gewerkschaften vor, um in dieses Business einzusteigen.

Auch ein braver Gastronomie-Betrieb wird in regelmässigen Abständen von einer AHV-Revision, einer Steuer-Revision, einer Mehrwertsteuer-Revision und eben einem L-GAV Prüfer besucht. Daneben auch noch vom Lebensmittelinspektor, der Feuerpolizei und wenn's gut geht, auch von den Gästen.

Die AHV und BVG-Revisionen finden gleichzeitig statt. Macht eigentlich Sinn, es handelt sich um Personalwesen und Lohnwesen, also reicht es, diese Dossiers nur einmal hervorzunehmen. Weshalb denn ein spezieller L-GAV-Prüfer? Sind AHV-Revisoren weniger qualifiziert? Weshalb wird die L-GAV-Prüfung, so sie überhaupt notwendig ist, nicht gleichzeitig mit der Prüfung der Lohnblätter vorgenommen. Die AHV hätte einen kleinen Zustupf an ihre Revisoren und die ganz L-GAV Geschichte käme etwas billiger.

Falls sich die Gewerkschaften und die Arbeitgeber-Verbände beim Kampf ums grosse Geld in die Haare geraten, besteht die Chance auf einen vertragslosen Zustand. Das wäre nicht weiter schlimm. Das war vor einigen Jahren auch schon der Fall und alle haben's überlebt. Nur eben, die Milliönchen für die Kontröllchen würden wegfallen.

Mit Inseraten die Kritik im Betrieb anregen

Einige Arbeitgeber fragen sich immer wieder, woher ihre Mitarbeiter die je nach Saison nicht gerade betriebsablauf-freundlichen Ideen und Vorschriften kennen. Stimmt, die stehen im L-GAV, aber kennen alle L-GAV unterstellten diesen auswendig? Jetzt im Sommer zum Beispiel, spielt das Thema Arbeitseinsatz auf der Terrasse eine Rolle. Nicht einmal Jörg Kachelmann kann garantiert voraussagen, ob nächste Woche Terrassen-Wetter angesagt ist oder nicht. Der L-GAV verlangt von den Betriebsleitern jedoch eine je nach Betrieb ein- bis zwei-wöchige Wettervorhersage. Hat sich der Betriebsleiter getäuscht, drückt dies via Lohnaufwand für unterbeschäftigte Mitarbeiter auf das Ergebnis. Ein Grund, nächstes Jahr tiefere, oder wenn möglich zumindest keine höhere Löhne zu bezahlen.

Der gleiche Betriebsleiter sucht vielleicht via einem Stelleninserat nach der billigeren Arbeitskraft und weil er nicht aufpasst, plaziert er sein Inserat im Stellenanzeiger der Gewerkschaftszeitung. Und schon trägt er dazu bei, dass eben diese Zeitung seinem Mitarbeiter den L-GAV auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unter die Nase hält. Nun ja, nur die dümmsten Kälber finanzieren ihre Schlächter selber.